Think 2030: Innoviert die Wohnungswirtschaft zu langsam – über Potenziale für Technologien und Geschäftsmodelle

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Die Gebäude-Hardware ist sehr langlebig und deshalb wird Wohnungswirtschaft häufig gleich gesetzt mit traditionell und nicht innovationsfreudig. In der Zukunft werden wir aber sehen, dass vor allem die Gebäude-Software, das Betriebssystem der Gebäude ein Innovationstreiber wird.

Die Branche auf dem Weg zur Wohnungswirtschaft 4.0

Eine der herausforderndsten Querschnittaufgaben der Branche ist es, die Digitalisierung voran zu bringen. Das betrifft gleichermaßen die Digitalisierung der innerbetrieblichen Prozesse wie auch der Ausstattung der Gebäude mit digitaler Infrastruktur und digitalen Devices. Voraussetzung dafür ist aber zunächst eine Digitalisierungsstrategie und da tuen sich vor allem kleinere Unternehmen nach wie vor schwer. Deshalb hat es der GdW auch unterstützt, war quasi "Geburtshelfer", dass sich besondere digital affine Unternehmen in einem neuen Verein, dem DigiWoh Kompetenzzentrum Digitalisierung Wohnungswirtschaft zusammengeschlossen haben. Hilfe zur Selbsthilfe, Austausch mit Kollegen zur Vorgehensweise generell aber auch im Detail bei konkreten Lösungen, Einbindung von Start-Ups und Prop-Techs, neue Geschäftsmodelle, Wissens-Plattform, all das sind Themen für die DigiWoh steht.

Das neue digitale Bauen – serieller und modularer?

Das Bauen wird in der Wohnungswirtschaft in Zukunft digitaler. Auch wenn der Einsatz von BIM im Bereich des Wohnungsbaus noch relativ zögerlich vorankommt, führt an dem Thema kein Weg vorbei. Der digitale Zwilling von Wohngebäuden wird für eine effiziente Bewirtschaftung in nicht allzu langer Zeit Standard sein (müssen). Hier wird vor allem der Bestand der Wohngebäude die Herausforderung werden. Gerade in diesem Bereich bedarf es noch funktionierender, einfacher Lösungen und da kann uns die Prop-Tech-Szene sicher hilfreich sein.

Das Bauen der Zukunft wird auch modularer und serieller werden. Das heißt nicht, dass das konventionelle Bauen in der Zukunft nicht mehr stattfinden wird. Aber modulare Teile werden auch beim konventionellen Bauen, zum Beispiel für zentrale Erschließungseinheiten, stärker genutzt werden. Dabei setzt das heutige modulare Bauen in den Werken auf viele Erkenntnisse, die man in der Automobilindustrie gewonnen hat, auch was systemintegrierte Qualitätskontrollen und die Qualitätssicherung im Prozess anbelangt. Denkt man die Entwicklungen der Automobilindustrie allerdings weiter, dann werden irgendwann auch beim seriellen und modularen Bauen Roboter eingesetzt werden. Dass dies geht, kann man bereits im Ausland sehen. 3-D-Drucker, die Wände oder gar ganze Häuser bauen, sind schon Realität. Und auch autonome Baumaschinen werden bereits getestet. Aber auch sie brauchen 5-G-Netze, sonst funktionieren sie nicht zuverlässig.

Auch jenseits von Digitalisierung und Automatisierung wird sich das Bauen zukünftig neu erfinden müssen. Vor großen Herausforderungen steht hier auch der Beton-, bzw. Massivbau. Heute absehbar sind Änderungen in der Ressourcenverfügbarkeit aber auch ein steigender Fokus hinsichtlich der Ressourceneffizienz und Carbonfootprint. Kreislaufwirtschaft wird im Bauwesen eine zentrale Bedeutung einnehmen. Zudem müssen alle am Bau Beteiligten hybrider denken und Baumaterialien und Prozesse neu kombinieren.

Das Wohnen wird digital – smart living wird zum Standard!

Nicht nur das Bauen, auch das Wohnen wird digital. Gebäudeautomation wird in nicht allzu langer Zeit Standard werden. Heute denken wir bei Smart-Living-Lösungen häufig an Entertainment- oder Komfortlösungen. Das eigentliche Potenzial aber liegt in der digitalen effizienten Bewirtschaftung von Immobilien, Stichwort "Predictive Maintenance", aber auch im digitalen effizienten Betrieb, um die Immobilien CO2-optimal steuern zu können. Digitale optimierte Heizungssteuerung, digitaler automatischer regelmäßiger hydraulischer Abgleich und digitale Nutzerunterstützung und -führung müssen zum Standard werden, wollen wir die CO2-Ziele im Gebäudebereich erreichen. Aber auch Sicherheitsanwendungen müssen mitgedacht werden. Automatisierter Gebäude- und Wohnungszugang über Erkennungssysteme mit biometrischen Funktionen, regelmäßige automatisierte Überprüfungen der Trinkwasserqualität, weitere smarte Komponenten, wie Rauchwarnmelder, die gleichzeitig Bewegungsprofile erkennen und im Zusammenspiel mit anderen smarten Geräten und unter Nutzung künstlicher Intelligenz Nutzerprofile erlernen, sind nicht mehr Visionen, sondern werden bereits in der Praxis getestet. Irgendwann werden die Gebäude, was den Betrieb anbelangt, autonom werden. Nur so ist ein wirklich effizienter, sicherer und komfortabler Betrieb möglich.

Aber: was passiert mit den Nutzerdaten? Werden diese direkt über "Alexa" an große international agierende Konzerne weitergeleitet, die damit ihre Geschäftsmodelle direkt an den Nutzerwünschen orientiert weiter ausbauen können? Sollte das passieren, dann werden die Menschen es nicht akzeptieren, solche smarten Devices zu nutzen. Deshalb ist das Thema Datensicherheit in diesem Zusammenhang extrem wichtig und niemand darf aus intimen, schützenswerten Nutzerdaten Geschäftsmodelle entwickeln. Andererseits, müssen Nutzerdaten vom Betreiber der Immobilie auch genutzt werden dürfen, um einen optimierten Betrieb überhaupt zu ermöglichen und um im Einzelfall auch kontraproduktives Verhalten einzelner Mieter zu Lasten der Mietergemeinschaft insgesamt zu identifizieren.

Die Initiative Deutschlands, mit GAIA-X zu einer sicheren europäischen Daten-Cloud zu kommen, kann deshalb nur unterstützt werden. Der GdW ist eingebunden in das Forschungsprojekt "ForeSight", in dem smarte Usecases unter Einsatz künstlicher Intelligenz erprobt werden und das Teil der GAIA-X -Initiative ist.

Wie werden sich die Städte mit dem "Home-Office" verändern?

In der Pandemie haben wir gelernt, dass man auch von Zuhause, aus dem Homeoffice oder von irgendwo anders mobil arbeiten kann. Viele sagen, dass es künftig normal sein wird, diese Art des mobilen Arbeitens fortzuführen. Also regelmäßiges mobiles Arbeiten.

Was sich aber verändern wird ist, dass Arbeiten und Wohnen stärker zusammenwächst. Nicht unbedingt nur in der eigenen Wohnung, die wenn von dort aus regelmäßig gearbeitet wird, auch anders aussehen muss, der Wohn- bzw. dann Nutzflächenbedarf würde steigen. Wer kann sich das in den teuren Metropolen leisten? Oder ziehen alle jetzt raus aufs Land oder ins Umland der Metropolen? Wir wissen es heute noch nicht belastbar.

Aber die Städte werden sich verändern. Die Produktion, das Gewerbe, das Handwerk, das Büro und das Wohnen und Freizeitaktivitäten werden nicht mehr in unterschiedlichen Kiezen stattfinden sondern neben einander. Also lebendige Städte und Kieze und nicht nur Wohnstädte einerseits und Produktionsstandorte andererseits.

Auch das wird eine Herausforderung sein, die die Wohnungswirtschaft nicht nur begleiten sondern mitgestalten muss.

Über die Autorin

Ingeborg Esser ist die Hauptgeschäftsführerin des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V.

Ingeborg Esser
Über die REAL PropTech

Wie werden innovative Technologien die Bau- und Immobilienwirtschaft verändern? Welche grundlegenden Umwälzungen bringen neue ESG-Regulatorik und frisches Wagniskapital mit sich? Und welche Geschäftsmodelle sind wirklich zukunftsfähig?

Auf der REAL PropTech 2021, der Zukunftskonferenz unserer Branche, denken wir gemeinsam mit Euch die Bau- und Immobilienwirtschaft neu und lassen die relevanten Akteure und Entscheider zu Wort kommen. Die kleinen und die ganz großen, Neue und Bekannte – Menschen, die sich kluge Gedanken über unsere Branche 2030 machen und sie aktiv mitgestalten.

Think 2030 ist damit nicht nur das Motto der REAL PropTech in diesem Jahr, sondern vor allem eine Einladung an Euch alle, mitzumachen und dabei zu sein!

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